Assembly Line nennt der chinesische Künstlers Li Xiaofei (*1973) seine Serie von mittlerweile über 200 Videoarbeiten, in der er sich seit 2010 mit der Warenproduktion in seiner Heimat China, aber auch weltweit, befasst. Assembly Line bedeutet auf Deutsch „Fließband“, wörtlich übersetzt: Zusammenfügungs- oder Versammlungstrecke. Nach Ansicht von Li Xiaofei herrscht am Fließband eine Produktionsweise, die vom kapitalistischen Verlangen getrieben wird – es ist repetitiv, beständig, mechanisch, emotionslos. Gleichzeitig ist es hocheffizient und kann das Produktionsvolumen sinnvoll erweitern, um die maximale Wertschöpfung zu erzielen. Seine Beobachtung der eintönig erscheinenden Wiederholung und gleichmäßigen Beständigkeit am „Montageband“ bezieht sich nicht nur auf die Maschinen, sondern auch die Menschen „dazwischen“ und schließlich auf die Produkte selbst. Für sein Projekt entwickelte Li Xioafei eine bestimmte Form der „Echtzeit“-Aufnahmetechnik, gemischt mit Anleihen an den Dokumentarfilm, um die Aufnahmen anschließend zu fragmentieren, zu verweben und in der Um- und Neustrukturierung sowie Transformation das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine zu beleuchten. Er selbst spricht von einer „illusorischen Realitätsrekonstruktion“, die er in seinen Videoinstallationen und Mehrkanalprojektionen auf den Ausstellungsraum hin anpasst. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung in Deutschland im Kunstraum München, kuratiert von Alexander Steig, zeigt Li Xiaofei neun Videoarbeiten, die größtenteils in den letzten zwei Jahren entstanden sind. Deren repetitive, nichtnarrative Struktur lässt ein eindringliches Nahe-Bild (chinesischer) Arbeiter und Arbeiterinnen entstehen. Auch der Begriff der Arbeit, der seit den Anfängen des experimentellen Films eng mit dem Prinzip der Montage verbunden ist, wird so neu fassbar und wirft Fragen nach dem Verhältnis zwischen Mensch und Maschine auf. Am 29. März zeigt der Kunstraum eine Auswahl weiterer Filme im Werkstattkino (Fraunhoferstr. 9) und bietet ein Gespräch mit dem Publikum an. Li Xiaofei wurde 1973 in der chinesischen Provinz Hunan geboren. Er lebt und arbeitet in Schanghai und New York. Nach Abschluss der Guangzhou Academy of Fine Arts erhielt er mehrere Stipendien und Auszeichnungen, darunter das Iaspis International Residency Grant, Stockholm, Schweden (2013) und das Sovereign Foundation Fellowship des Asian Cultural Council, New York, USA (2011). Lis Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppen-ausstellungen gezeigt, darunter: Seven Necessities - Ein Fließbandprojekt von Li Xiaofei, OCAT Xi’An, China (2017); 5. Mediations Biennale Poznań, Polen (2016); Bi-City Biennale of Urbanism / Architecture (2013, 2017) „OVERTIME: THE ART OF WORK“, Kunstgalerie Albright-Knox, Buffalo, New York, USA (2015); Barents Spektakel 2015, Kirkenes, Norwegen; 10. Shanghai Biennale (2014); 8. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst (2014); 60. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen (2014); „Descriptive Acts“, San Francisco Museum of Modern Art (2012); „Melancholie im Gange“, 2012 Taiwan International Video Art Exhibition. Laufzeit der Ausstellung: 19.3. – 26.4.2020 Weitere Termine: Eröffnung: Mittwoch, 18.3.2020, 19 Uhr Künstlergespräch: Sonntag, 22.3.2020, 15 Uhr Werkstattkino München: Sonntag, 29.3.2020, 16 Uhr Kuratorenführung: Sonntag, 26.4.2020, 17 Uhr Kuratiert von Alexander Steig